Die gestern Abend im Ersten ausgestrahlte Reportage zum Umgang des größten Online-Kaufhauses der Welt Amazon mit seinen Leiharbeitern (besser: Arbeitssklaven) hat viele Menschen in Deutschland aufgerüttelt.
Unter miesesten Bedingungen werden diese Menschen aus ganz Europa zusammengekarrt und in einem insolventen Freizeitpark nahe dem Amazon-Logistikzentrum Bad Hersfeld eingeknastet.
Oder wie nennt man das, wenn Tag und Nacht Nazi-Schläger als sogenannte “Security” mit “H.E.S.S”-Firmenemblem und “Thor Steinar”-Kleidung die Unterkünfte bewachen und auch in Abwesenheit der Menschen kontrollieren und selbst Taschenkontrollen machen, um zu verhindern, dass die Sklavenarbeiter etwa ein Brötchen vom Frühstückstisch einpacken?
So mancher hat daraufhin seinen Account bei Amazon gekündigt und will da nie wieder etwas kaufen. Doch das nützt wohl kaum, denn die anderen Branchengrößen arbeiten ja nicht anders – denken wir doch nur an die Foxconn-Arbeiter, die in China zur Zwangsarbeit bei der Herstellung von Apples iPhones rekrutiert werden und von denen sich schon viele selbst in den Tod gestürzt haben.
Man muss auch gar nicht so weit gehen – fragen Sie einfach mal Ihren freundlichen DHL- oder Hermes-Paketboten, die können Ihnen ein Lied von der Ausbeutung singen…
Nach dem Amazon vor Ausstrahlung des Berichtes zu keiner Stellungnahme bereit war, haben die Ausbeuter noch schnell diese Erklärung nachgeschoben:
“Über 7.700 festangestellte Mitarbeiter arbeiten in den deutschen Amazon-Logistikzentren, in der Weihnachtssaison stellen wir zusätzliche Amazon-Mitarbeiter saisonal befristet ein. Diese Mitarbeiter unterstützen uns, um die erhöhte Anzahl an Kundenbestellungen in Spitzenzeiten zu bewältigen. Gleichzeitig haben wir dadurch die Möglichkeit, potenzielle neue langfristige Mitarbeiter kennenzulernen und gemäß unserem zukünftigen Wachstum einzustellen. In absoluten Spitzenzeiten arbeiten wir darüber hinaus mit Zeitarbeitsfirmen zusammen.
Alle Mitarbeiter, die länger als ein Jahr in den Amazon-Logistikzentren in Deutschland arbeiten, verdienen über 10 Euro brutto pro Stunde; im ersten Jahr über 9,30 Euro brutto. Die in dem Beitrag erwähnten Mitarbeiter aus Spanien, die über eine Zeitarbeitsfirma im Logistikzentrum Bad Hersfeld beschäftigt wurden, verdienten bei einer 37,5 Stunden-Woche 1.400 Euro brutto im Monat, in der Nachtschicht bei 32,5 Wochenstunden 1.500 Euro im Monat. Diese Beträge wurden per Vertrag auch dann bezahlt, wenn nicht die volle vertragliche Stundenzahl angefordert wurde.
Wir nehmen die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Mitarbeiter sehr ernst und überprüfen externe Dienstleister, die die Unterbringung von Saisonkräften aus anderen Regionen verantworten, regelmäßig. Wichtig ist uns hier auch die Rückmeldung unserer Mitarbeiter: Wann immer Mitarbeiter uns über Verbesserungsmöglichkeiten im Rahmen der Arbeitsbedingungen oder der Unterbringung informieren, prüfen wir dies umgehend.
Amazon duldet keinerlei Diskriminierung oder Einschüchterung. Auch wenn das Sicherheitsunternehmen nicht von Amazon beauftragt wurde, prüfen wir derzeit selbstverständlich den von den Redakteuren gemachten Vorwurf bezüglich des Verhaltens des Sicherheitspersonals und werden umgehend geeignete Maßnahmen einleiten.
Unser Ziel ist es, Bestellungen unserer Kunden jederzeit schnell und zuverlässig auszuliefern. Wir wissen: Das geht nur mit zufriedenen Mitarbeitern – unabhängig davon, ob sie langfristig beschäftigt, saisonal angestellt oder uns über eine Zeitarbeitsfirma unterstützen. Sie können sicher sein, dass wir jedem Vorfall in unseren Logistikzentren und im Umfeld, der uns von Mitarbeitern zur Kenntnis gebracht wird, nachgehen und bei Bedarf umgehend Verbesserungen einleiten.”
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