Ein neuer Stern ist am App-Himmel aufgegangen: die Clubhouse-App setzt auf Livegespräche und hat eine kleine und nur vermeintlich elitäre Nutzerschaft.
Eine pseudoelitäre App für pseudoelitäre Benutzer
Bisher gibt es Clubhouse nur für Apples Mobilbetriebssystem iOS, und damit können Nutzer eines Smartphones unter dem Betriebssystem Android (also die deutliche Mehrzahl aller Smartphone-Nutzer) erst gar nicht mitmachen. Auf iPhones stand die App allerdings gestern schon auf Platz zwei der in Deutschland meistgeladenen kostenlosen Apps.
„Du kommst hier nicht rein!“
Hinzu kommt, dass die Macher von „Clubhouse“ den Zugang zu ihrem „Sozialen Netzwerk“ beschränken. Nur mit einer Einladung eines „Clubhouse“-Mitglieds darf man auch bei Clubhouse mitmachen. Angeblich, damit eine Überlastung des Dienstes vermieden wird….
Marketing mit künstlicher Verknappung
Damit dürfte der Großteil der Möchtegern-Nutzer, die schon die App auf ihr iPhone geladen haben, aktuell also trotzdem nicht mitmachen können. Und wer doch dabei sein darf, hat möglicherweise Geld dafür bezahlt, denn Clubhouse-Einladungen werden derzeit sogar auf Ebay angeboten: Wo die Nachfrage das Angebot übersteigt, wittern manche halt ein Geschäft.
Für eine Ebay-Einladung zahlt man aktuell zwischen 20 und 60 Euro! Dabei ist Clubhouse grundsätzlich kostenlos. Ein Blick in die Nutzungsbedingungen zeigt allerdings, dass dort schon eine mögliche Gebühr genannt wird.
Den Zugang zu Angeboten zu beschränken, ist ja ein schon immer bewährtes Marketingmittel, das auf künstlicher Verknappung basiert. Durch die notwendige Einladung zwingt man Social-Media-Nutzer fast dazu, sich auf anderen öffentlichen Kanälen über die neue Software zu unterhalten. Weil auch schon jetzt einige größere Namen der Twitter-Szene auf Clubhouse sind, wird die App für deren Follower natürlich auch interessant.
Clubhouse ist eine reine Voice-App
Bei Clubhouse gibt es keine Videochats, sondern nur Gespräche. Mitglieder können dort Rooms zu bestimmten Themen eröffnen. Diese Rooms können privat geschaltet werden, aber auch offen für alle oder nur für Nutzer sein, denen man folgt.
Die Hosts (Gastgeber) der Rooms können außerdem festlegen, welche Teilnehmer selbst sprechen dürfen und welchen nur das Zuhören gestattet ist. Es gibt eine Funktion, wie bei Videochat-Programmen virtuell die Hand zu heben, um sich zu Wort zu melden. Likes oder schriftliche Äußerungen gibt es bei Clubhouse bisher nicht.
Podcasts mit Suchfunktion
Es klingt nach hoher Interaktivität, funktioniert aber bisher eher wie ein Vortrag, denn nur wenige Nutzer dürfen sprechen und viele können nur zuhören, ohne wirklich mit anderen interagieren zu können. Deshalb ist Clubhouse am treffendsten mit einem Podcast vergleichbar, der live aufgenommen wird.
Mit der Suchfunktion der App können einzelne Personen oder Clubs gefunden werden. Das sind Communitys, die sich zu bestimmten Themen zusammengeschlossen haben. Da gibt es beispielsweise einen Club für Gründerinnen oder für NBA-Fans.
Woher kommt der Hype um Clubhouse?
Treiber für den Clubhouse-Hype dürfte die Angst der iPhone-Junkies sein, etwas zu verpassen – denn die App ist nicht wirklich ganz neu. In den USA war sie schon im Sommer 2020 bekannt.
Die Mischung aus Dabei-sein-Wollen und möglicherweise auch dem Bedürfnis, in Zeiten der Isolation wegen der Corona-Pandemie die Stimmen anderer Menschen zu hören und an Gesprächen teilhaben zu können, könnte wohl für den aktuellen Erfolg der App verantwortlich sein.
Die Macher der App
Vermarktet wird Clubhouse von dem US-Unternehmen Alpha Exploration. Die zwei Gründer und Geschäftsführer sind Paul Davison und Rohan Seth. Nach einem Artikel von Forbes finanziert sich Clubhouse bisher durch Investoren, und der Wert der Firma wird auf mehr als 100 Millionen Dollar geschätzt.
Ob sich Clubhouse aber auch langfristig durchsetzen können wird, zeigen wohl erst die kommenden Monate…