Wenn einem die Geschichte nicht gefällt, der sich für ausreichend mächtig hält, wird sie eben umgeschrieben. So geschehen gerade durch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Er erklärte gerade, nicht Kolumbus habe den amerikanischen Kontinent entdeckt, sondern Muslime. “Kontakte zwischen Lateinamerika und dem Islam lassen sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen“, sagte der lustige Türke gestern während eines Gipfeltreffens mit lateinamerikanischen Muslimen in Istanbul. Seine Rede wurde auch vom Fernsehen übertragen.
“Muslimische Seeleute erreichten schon 1178 Amerika“, rückte der türkische Islamist das Geschichtsbild der Welt zurecht. “Kolumbus selbst erwähnte eine Moschee auf einem Hügel an der Küste Kubas.” Erdogan erklärte sich sogar bereit, an dieser Stelle wirklich eine Moschee zu erbauen…
Die Idee mit der Moschee ist allerdings nicht auf Erdogans Mist gewachsen. Schon 1996 hatte der Historiker Youssef Mroueh diesen Gedanken in einem umstrittenen Artikel kundgetan. Seine Historiker-Kollegen in der ganzen Welt interpretieren den Tagebucheintrag von Kolumbus allerdings ganz anders – nach ihrer Meinung nutzte Kolumbus die Moschee lediglich als bildhaften Vergleich zur Beschreibung einer Hügelkette auf Kuba.
In diesen Kontext passt auch die neueste Meldung von Heise aus Russland:
Die russische Präsidialbibliothek will in einer Zusammenarbeitmit der Nationalbibliothek und der Nationalen Elektronischen Bibliothek jetzt eine eigene Enzyklopädie ins Netz stellen. Das geht aus einer entsprechenden Mitteilung hervor.
Das dürfte dann die Geburtsstunde der “Russipedia” werden