Ende der neunziger Jahre wurde unter dem Eindruck des boomenden Internet mit seinen Kollaborationsmöglichkeiten das Loblied der Telearbeit allenthalben gesungen.
Fahrten zum Arbeitsplatz werden unnötig und die Home-Offices sparen Gebäude, Strom und Heizung. Dabei sind Home-Offices auch noch familien- und frauenfreundlicher und können den Bedürfnissen des einzelnen Mitarbeiters optimal angepasst werden – eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Dachte man…
Die Wirklichkeit der Telearbeit sieht anders aus: Die weggefallenen Fahrten führen keineswegs zur Verkürzung der für die Arbeit aufzubringenden Zeit, denn Telearbeiter arbeiten deutlich länger als ihre Kollegen im Office. Das ergab eine neue Studie von Soziologen.
Bei Heise liest man zu den Ergebnissen der Telearbeitsstudie:
“Nach den Soziologen scheint sie vorwiegend aus dem Grund eingeführt worden zu sein, um die Arbeitszeit zu verlängern und/oder die Arbeitsintensität zu erhöhen. Nach den Befragungen arbeiten Angestellte, deren Job Telearbeit einschließt, zwischen 5 und 7 Stunden wöchentlich mehr als Angestellte, die nur im Büro arbeiten.
Normale 20- bzw. 40-Stunden-Wochen gibt es bei Telearbeitern sehr viel seltener, dafür aber deutlich mehr Überstunden: Die Telearbeitsstunden werden meist dann abgeleistet, so die Autoren, wenn die normalen Arbeitsstunden abgeleistet sind. Das heißt, Telearbeit findet nicht wesentlich als Er-, sondern als Zusatz zur Tätigkeit am Arbeitsplatz im Betrieb statt.
Wenig verwunderlich ist, dass Telearbeit die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit aufhebt und nicht nur die normale Arbeitszeit erhöht, sondern es werden auch dann Arbeiten ausgeführt, wenn die Angestellten krank oder im Urlaub sind. Es ist auch keineswegs so, dass Eltern mit kleinen Kindern eher Telearbeit ausführen. Davon “profitieren” eher Angestellte in der Führungsebene, weil ihre Tätigkeiten weniger stark kontrolliert werden, und solche mit einer höheren Ausbildung.”