EZB-Präsident Mario Draghi betonte bei seiner Rede letzten Donnerstag in Frankfurt: “Wir sind eindeutig nicht in einer Deflation.” Ihm war es wichtig klarzustellen, dass der Konjunkturerholung nicht etwa die nächste Hürde im Weg steht.
Dann folgten typische verschleiernde Draghi-Definionen: Deflation, das sei ein “sich selbst verstärkendes Sinken der Preise” – und zwar für alle Konsumgüter und über den gesamten Euro-Raum hinweg.
Wir sind schon in der Deflation
Was der EZB-Chef aber nicht sagte: Genau genommen leben Teile des Euro-Raums längst im Umfeld einer Deflation. Das Preisniveau sinkt in Griechenland und geht es auch in Spanien, Portugal und Irland leicht zurück. Im Durchschnitt liegt die Inflationsrate nur noch bei 0,8 Prozent, also deutlich unter dem Wert von knapp 2 Prozent, den die Notenbank eigentlich anpeilt.
Die Profiteure melden sich
Der Druck auf die EZB wächst. Besonders laut fordern ausgerechnet britische Ökonomen Maßnahmen – jetzt müsse noch mehr getan werden, um eine große Deflation zu verhindern.
Die schon pervers zu nennende Angst vor dem Verfall der Preise lässt sich aber auch leicht zum Wohle von Geldhäusern instrumentalisieren. So wurde beispielsweise von den Wall-Street-Banken immer wieder dafür gesorgt, dass die profitablen Zeiten des fast kostenlosen Geldes immer weitergehen (und sich die nächsten Blasen bilden können).
Es ist ein immer wiederkehrendes Muster: Angst vor Deflation sorgt für eine zu lockere Geldpolitik, die dann sowohl Aktienkurse als auch Immobilienpreise dem realen Wert der Immobilien und Unternehmen völlig unangemessen durch die Decke gehen lässt, also eine Inflation der Vermögenswerte schafft, die erneut in einem Crash und neuen Deflationsgefahren endet. Der Teufelskreis der Finanzjongleure beginnt aufs Neue…